Aus der Chronik der freiwilligen Feuerwehr Hinterbrühl
(Verfasst anlässlich des 100 jährigen Gründungsfest im Jahr 1974)
Im Jahre 1874 erließ der Bürgermeister Prof. Josef Bersch eine Aufforderung, in der Hinterbrühl eine freiwillige Feuerwehr zu bilden. Am 6. September desselben Jahres erklärten folgende Bürger der Hinterbrühl durch eigenhändige Unterschrift ihren Beitritt zur freiwilligen Feuerwehr:
Georg Sittner, Franz Keppler, Karl Eder, Michael Reberger, Leopold Guggenberger, Josef Keppler, Ignaz Zischka. Anton Guggenberger, Johann Keppler, Josef Hinker, Karl Braun, Josef Fock, Franz Rustwurm, Josef Piegler, Karl Hinher, Franz Wernbacher sen., Karl Helmstreit, Josef Weiß, Michael Rasser, Franz Hoffmann, Franz Grobmüller, Josef Wernbacher, Lorenz Ofner jun., Wilhelm Fock, Karl Waitz sen., Johann Hölbl, Leopold Mayer, Josef Humbert, Johann Reithofer sen., Johann Reithofer jun., Friedrich Wernbacher jun., Karl Waitz jun., Eduard Hermann, Michael Hinker, Alois Reithofer.
Diese Liste wurde von Bürgermeister Josef Bersch und dem Gemeinderat Friedrich Schröder sen. am 6. September 1874 unterzeichnet. Am 8. September, also zwei Tage später, wurde im Garten des Gasthauses „Zur Weintraube" die eigentliche Gründung vollzogen. An diesem Abend meldeten sich noch einige Mitglieder, die aber in das Verzeichnis nicht mehr eingetragen wurden. An die Spitze der Mannschaft stellte sich als Hauptmann Louis Edler von Motoyer.
Schon vor dem Jahre 1874 besaß man in der Hinterbrühl eine Feuerspritze und einige Requisiten. Doch fehlte es noch an einem organisierten Einsatz bzw. an Männern, die mit deren Handhabung vertraut waren.
Die Feuerspritze stand auf einer Gemeindeparzelle neben dem Haus Hauptstraße 54, das früher ein Gasthaus war und „Zum Feuerwehrmann" hieß. Der damalige Besitzer war Franz Rustwurm, ein Gründungsmitglied. Die Alarmierung erfolgte bis 1874 durch Anschlagen des Klöppels der großen Glocke im Kirchturm. Erst als die Feuerwehr gegründet war, bediente man sich des Hornsignals zur Verständigung der Feuerwehrleute. Die ersten Hornisten waren Josef Weiß und Michael Rasser.
Am 16. September 1874 richtete der neue Hauptmann an das, wie es in dem Brief heißt, „löbliche Gemeindeamt" ein Ansuchen um „Überlassung der Löschrequisiten und Remise von der hiesigen Gemeinde" und um baldige Flüssigmachung eines Geldbetrages. Mit einem Brief vom 21. September 1874 übergab Herr Bürgermeister Josef Bersch der Feuerwehr das Gewünschte und bewilligte ihr 80 Gulden. Im ersten Jahr des Bestandes wurden durch Spenden von Bürgern, Versicherungen und von einem Feuerwehr-Unterstützungsverein 1398 Gulden aufgebracht. Ausgaben z. B. für 33 Zwillichbeinkleidern und -Jacken, für 35 Helme, 4 Steckleitern, 4 Signalhörnern, 26 Hanfgurte, 5 Laternen und einiges anderes machten 766 Gulden aus. Der Kassenrest wurde als Anzahlung für eine neue fahrbare Spritze und für einen Wasserwagen verwendet. Fehlbetrag 632 Gulden. Im Jahre 1877 wurde die neue Remise erbaut und am 2. März 1878 der Feuerwehr übergeben. Der Bau kostet 1500 Gulden. An der Stelle des heutigen Feuerwehrhauses Hauptstraße 47 lag der westliche Teil des von einer Mauer umgebenen Friedhofes. Das am Zeughaus befindliche Kreuz stammt aus dem Jahre 1802 und stand im alten Friedhof, der 1841 aufgelassen wurde. Am 25. April 1879 nahm die Feuerwehr an den großen Feierlichkeiten der Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares in Wien teil. Schon viele Wochen vorher wurden auf einer Wiese an der heutigen Hortigstraße Marschübungen gemacht. Dann nahm die Hinterbrühler Feuerwehr mit den Wehren des Bezirkes Mödling im Prater Aufstellung. Dieser Bezirk stellte eine Musikkapelle mit 84 Mann. Der von dem berühmten Maler Hans Makart inszenierte Festzug bewegte sich vom Prater über die Aspernbrücke weiter über den Ring bis zum Maria-Theresien-Platz. Zwischen diesem Platz und dem Burgtor war für die Kaiserliche Familie und deren fürstliche Gäste das Prachtzelt aufgestellt. Bei diesem Festzug, es nahmen daran auch der damalige Hauptmann Georg Sittner, Hauptmannstellvertreter Franz Rustwurm und der Schriftführer Oberlehrer Eduard Hauser teil, wurde das Fehlen einer eigenen Fahne sehr bedauert.
Und schon einige Tage darauf wurde beschlossen, alles daranzusetzen, um in den Besitz einer Fahne zu gelangen. Am 11. August 1879 war es soweit, die Fahnenweihe konnte gefeiert werden. In einem vierseitigen Protokoll schilderte der Schriftführer begeistert die Schönheit dieser Feier im Gasthausgarten „Zur Weintraube". Die Fahne war von Baron Beschade gespendet worden. Zur Fahnenmutter wurde vom Komitee die Gattin des Ritters von Regenhart gewählt, die 500 Gulden spendete. Die Feier dauerte bis in die Nacht und fand durch ein großartiges Feuerwerk ihren Abschluss.
Am 1. Oktober 1890 kam die Feuerwehr noch einmal nach Wien zur Defilierung beim Empfang des Deutschen Kaisers in Schönbrunn.
Nicht nur von Festen, sondern auch vom weiteren Ausbau und natürlich auch von Einsätzen der Feuerwehr berichtet die Chronik. Für eine bessere Brandbekämpfung kaufte man im Jahre 1889 eine Schiebeleiter um 205 Gulden, am 14. Juli 1890 eine neue Spritze um 1260 Gulden und am 12. November 1891 eine Abprotz-Spritze um 461 Gulden.
Vier Jahre später erstand man einen großen und einen kleinen Wasserwagen (1016 bzw. 413 Gulden) und eine dreiteilige, 11 m lange Steckleiter (66 Gulden). Im August 1902 wurde ein neuer Mannschaftswagen nötig, den man um 1560 Gulden kaufte. Im Mai 1903 erwarb man eine mechanische Schubleiter um 800 Kronen.
Der bisher folgenschwerste Unfall ereignete sich am 13. November 1911 auf der Rückfahrt von einem Brand in Gießhübl. Die Pferde scheuten und rannten mit der Wagenspritze gegen einen Baum. Die Spritze wurde zertrümmert und 7 Mann erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Ein Artikel des „Neuen Wiener Abendblattes" meldet:
„Verunglückte Feuerwehrmänner.
Aus Mödling, 14. d., meldet man uns: Gestern abends kam im Gasthaus Bruckberger in Gießhübl ein Brand zum Ausbruch, der rasch weitergriff und auch das Nachbarhaus des Bäckermeisters Spinner erfasste. Die Feuerwehren von Mödling und Umgebung konnten den Brand lokalisieren. Die beiden Häuser brannten bis auf den Grund nieder. Bei der Rückfahrt der Feuerwehren kam auf der steilen Bergstraße, die nach Hochleiten führt, der Löschtrain der Freiwilligen Feuerwehr Hinterbrühl ins Rollen. Der Kutscher konnte den Wagen nicht mehr halten und der Feuerwehrmann Josef Kamitz sprang herab, um ihn aufzuhalten. Er wurde aber beim Abspringen an einen Baum geschleudert und blieb mit gebrochener Schädeldecke liegen. Der Wagen raste weiter und stürzte beim Gasthaus Wiesler mit den Pferden in den Straßengraben. Sieben Feuerwehrleute wurden herausgeschleudert und verletzt, am schwersten der Feuerwehrmann Bittner. Kamitz dürfte kaum mit dem Leben davonkommen."
Aus den Aufzeichnungen geht hervor, daß bei diesem Unfall niemand ums Leben kam, einige aber sehr lange an den Folgen zu leiden hatten. Auch eine neue Feuerspritze mußte angeschafft werden. Anfang Dezember erging an die Bevölkerung ein Spendenaufruf. Am 28. Dezember 1911 konnte die so nötige Spritze um 2.490 Kronen gekauft werden.
Zwei Jahre später sollte die Feuerwehr Hinterbrühl auch mit einem Rettungswagen ausgerüstet werden. In einer außerordentlichen Generalversammlung am 6. Juli 1913 wurde der Antrag gestellt, am 15. und 16. August „Blumentage" abzuhalten, deren Reinertrag zum Ankauf eines Rettungswagens verwendet werden soll. Dieses Fest, an dem der ganze Ort teilnahm, wurde ein voller Erfolg und brachte 1783 Kronen. Dafür wurde bei der Firma J. Loner ein Rettungswagen bestellt, er wurde am 24. Dezember 1913 geliefert und bei einem Festgottesdienst, den Herr Pfarrer Albert Kramer zelebrierte, eingeweiht. Am 3. Jänner 1914 war die erste Ausfahrt. Ein Fräulein Zwonarz hatte sich bei einem Rodelunfall ein Holzteil ihres Schlittens in den Oberschenkel gestoßen und mußte in das Spital nach Mödling gebracht werden.
Dieser erste Hinterbrühler Rettungswagen war bis 1927 in Verwendung und diente zu 153 Krankentransporten. Der letzte Patient war ein Fräulein Mitzi Kaudelka. Am 24. Feber 1927 wurde sie in das Mödlinger Spital eingeliefert. Der Erste Weltkrieg stellte die Freiwillige Feuerwehr Hinterbrühl vor schwere Probleme. Im Protokoll vom 1. August 1914 steht: „Nachdem das Kommando zum Kriegsdienst einrücken muß, wird Herr Alt-Hauptmann Ferdinand Steinmüller vom Kommando gebeten, die Hauptmannstelle bis auf weiteres zu übernehmen". Herr Steinmüller erfüllt anbetracht der Kriegsnot bereitwillig diese Bitte. Das schon vorbereitete 40jährige Gründungsfest wird abgesagt. In der Monatsversammlung am 5. September 1914 wurde beschlossen, die jüngeren Mitglieder der Schutzrotte (die Männer der Schutzrotte sind Feuerwehrmänner, die durch Alter oder Krankheit nicht mehr aktiv mitwirken) während der Kriegszeit wieder zum aktiven Feuerschutz heranzuziehen. Am 8. September fand eine Versammlung mit der Schutzrotte statt, in der sich neun Männer bereiterklärten, aktiv mitzuarbeiten. Hauptmann Ferdinand Steinmüller stellte fest, daß dadurch der Mannschaftsstand und die Schlagkraft der Freiwilligen Feuerwehr auch während der Kriegszeit ausreicht. Aus den Berichten der Monatsversammlungen geht hervor, daß 1913 30 bis 35 Mann, 1917 und Anfang 1918 aber oft nur 7 oder 8 Mann anwesend waren. So sehr setzte der Krieg der Feuerwehr zu. Laut Statistik vom Jahre 1919 weist die Freiwillige Feuerwehr Hinterbrühl einen Mitgliederstand von 45 Mann, davon 13 in der Schutzrotte, auf. An Löschgeräten waren vorhanden: 2 vierrädrige Spritzen, 1 Hydrophore, 1 Handspritze, 200 Meter Druckschlauch, 1 Mannschaftswagen, 1 Schlauchwagen, 2 Dachleitern, 2 Hakenleitern, 1 Schubleiter auf Rädern, 1 Rauchschutzapparat, 1 vierrädriger Rettungswagen und 2 Tragbahren. In einer Monatsversammlung vom 4. August 1923 ist das erstemal die Rede vom Ankauf einer Autospritze. Sie wurde am 18. April 1924 um 240 Millionen Kronen angekauft und am 3. August 1924 zum 50 jährigen Gründungsfest eingeweiht. Damit war auch für die Hinterbrühler Feuerwehr das motorisierte Zeitalter angebrochen. Das Gründungsfest fand in der Höldrichsmühle statt und bot auch ein große Schauübung.
Austro Fiat Schnell-Lastkraftwagen Type 1 TCR = 25 PS
Spurweite vorne: | 1337mm | Zylinderinhalt: | 2,21 Liter |
Spurweite hinten: | 1350mm | Zylinderzahl: | 4 |
Eigengewicht: | ca. 1550 kg | 25 PS bei 2000/Min |
Höchstgeschwindigkeit in der Stunde auf ebener, trockener Fahrbahn ca. 40 bis 45km;
Lamellenkupplung. Vier Geschwindigkeiten nach vorne, eine für den Rücklauf.
Hinterachsenantrieb, Fußbremse auf die Hinterräder, Handbremse ist eine Getriebebremse.
Am 13. August 1924 starb Hauptmann Ferdinand Steinmüller sen. im 65. Lebensjahr. Der Verstorbene war 47 Jahre aktives Mitglied, davon 32 Jahre lang Hauptmann. Das Begräbnis mit der Beteiligung von rund 220 Feuerwehrmännern, darunter 30 Hauptleute, legte Zeugnis ab von der Wertschätzung des verstorbenen Mitgliedes in dieser Organisation.
Die Protokolle der folgenden Jahre berichten wiederholt von der Beschäftigung mit dem Problem der Alarmierung der Feuerwehrleute. Man will eine Klingelleitung zu den einzelnen Feuerwehrkameraden legen lassen, damit die Bevölkerung nicht durch Hornsignale beunruhigt werde, wenn es in den Nachbargemeinden brennt. Doch leider mußte dieses Vorhaben aufgegeben werden, da die Geldmittel fehlten.
Von den achtziger Jahren bis in die zweite Hälfte der dreißiger Jahre wurden während der Sommermonate in der Zeit zwischen 20 Uhr und 1 Uhr Nachtdienste eingerichtet. Sogar in der Zeit des Ersten Weltkrieges wurde diese Gepflogenheit beibehalten, melden die Protokolle.
Trotz der wirtschaftlich und politisch schwierigen Lage ging der technische Ausbau der Freiwilligen Feuerwehr Hinterbrühl weiter. Schon im November 1930 wurde der Ankauf eines Rüstwagens ernsthaft erwogen. Bis zu den Osterfeiertagen des Jahres 1935 hatte man es geschafft. Der neue Rüstwagen wurde eingeweiht. Frau Hermine Niklas war Autopatin und wurde im November 1935 Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hinterbrühl.
Der kommende Krieg warf seine Schatten voraus. Der spanische Bürgerkrieg mit dem Einsatz der bis dahin unbekannten Luftwaffe rüttelte die Menschen auf. Am 5. Oktober 1936 organisierte die Feuerwehr Hinterbrühl die erste Luftschutzübung. Ein Jahr später wurde in der Oktober-Monatsversammlung der Antrag gestellt, eine Sirene anzuschaffen. Es wurden dafür auch Offerte eingeholt. Damals ahnte noch niemand, wie bald und wie oft solche Sirenen Angst und Schrecken auslösen würden.
Dann kam der 13. März 1938 und Österreich hörte zu existieren auf. Es wurde zu einem Teil des Nationalsozialistischen Deutschen Reiches.
Im Oktober desselben Jahres wurde die Hinterbrühl als Teil des 24. Bezirkes als eine der Randgemeinden Groß-Wien eingegliedert. Die Freiwillige Feuerwehr mußte sich der Berufsfeuerwehr Wien unterstellen. Die erste Inspektion in der Hinterbrühl von Seiten der Berufsfeuerwehr fand im Juni 1938 statt. In weiterer Folge wurde die Wehr auf Grund eines Reichsgesetzes in eine Feuerschutzpolizei umgewandelt. Die Mannschaft erhielt dunkelblaue Uniformen. Die Feuerschutzpolizei Hinterbrühl gehörte zur 8. Bereitschaft der Feuerlösch- und Entgiftungsgemeinschaft, die vor allem bei Luftangriffen zum Einsatz kam. Ab dem Frühjahr 1941 wurden, um den dezimierten Mannschaftsstand aufzufüllen, Männer zur Feuerschutzpolizei dienstverpflichtet, die auch an Übungen teilnehmen mußten.
Über die Zeit der sieben Kriegsjahre enthält die Chronik nur recht mangelhafte Aufzeichnungen. Die beiden Autos der Feuerwehr wurden in den letzten Kriegstagen verschleppt und fanden sich wieder in Oberösterreich. Den Rüstwagen bekam die Feuerwehr noch 1945 zurück, der Spritzenwagen gelangte über die Wiener Berufsfeuerwehr nach Perchtoldsdorf, wo er im Einsatz war. Ende 1953 wurde er zurückgegeben und in eigener Regie abgewrackt. Die makabre Szene der Frühjahrs- und Sommermonate des Jahres 1945 illustriert eine erschütternde Eintragung in unseren Aufzeichnungen: Am 5. April 1945 wurde der Hinterbrühler Feuerwehrmann Stefan Kolar bei einem Feuerwehreinsatz während Kampfhandlungen irrtümlich erschossen.
Die erste Versammlung nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches wurde am 26. Jänner 1946 abgehalten. Die Alarmierung wurde ab dieser Zeit mit der im Krieg auf dem Gasthof Mayer, Hauptstraße 53, montierten Luftschutzsirene durchgeführt. Bis 6. März 1946 — beginnend am 13. August 1924 - war Ferdinand Steinmüller jun. Hauptmann. Bei der Generalversammlung wurde er Ehrenhauptmann und trat aus Gesundheitsgründen in die Schutzrotte über. Neuer Kommandant wurde Johann Beschorner, der den Wiederaufbau der Feuerwehr einleitete.
Am 3. Juli 1948 wurde ein Wasserwagen, Fabrikat Dodge, gekauft, der im Krieg bei den Amerikanern verwendet worden war. Er wurde im Selbstbau zu einem modernen Löschfahrzeug umgebaut und am 17. Oktober eingeweiht. Patin war Frau Ursula Mayer. Mit diesem Tanklöschfahrzeug war es der Feuerwehr gelungen, ihre Schlagkraft weiter zu erhöhen.
In der Hauptversammlung vom 5. Jänner 1952 legte Kommandant Johann Beschorner seine Stelle aus Berufsgründen zurück. Der neue Kommandant heißt Karl Fritsch, sein Stellvertreter bleibt Otto Kaudelka. Er hatte diese Funktion seit 6. März 1946 inne, wurde aber in der Generalversammlung vom 15. Jänner 1955 selbst Kommandant und bekam Franz Fischer als Stellvertreter. 1954, mit der Rückgliederung der ehemaligen Gemeinden nach Niederösterreich, wird die Freiwillige Feuerwehr wieder selbständig, sie ist nicht mehr der Wiener Berufsfeuerwehr unterstellt. In der Zeit nach 1945 bis 1954 setzte sich der NO. Landeskommandant Karl Drexler für die freiwilligen Feuerwehren der Randgemeinden besonders ein. Bereits am 2. Dezember 1955 konnte ihr Wagenpark verbessert werden. Es wurde ein Dodge-Sanitätsfahrzeug aus dem Zweiten Weltkrieg von der Gemeinde Wien um 2.800 S angekauft und zu einem geschlossenen Löschfahrzeug umgebaut. Es bekam einen neuen Aufbau und eine Vorbaupumpe mit einer Leistung von 1200 Litern pro Minute.
Das Löschfahrzeug wurde am 6. Juli 1958 nach einem Gottesdienst eingeweiht. Dafür wurde der Fiat-Rüstwagen verkauft. Er war 23 Jahre in Verwendung gewesen. Ebenfalls einen großen Fortschritt bedeutete der Einbau einer Nachtstrom-Heizung im Zeughaus im Oktober 1958. Erst von diesem Zeitpunkt an ist es möglich, bei Minusgraden das Löschwasser im Tankwagen zu lassen. Es sind wieder wertvolle Minuten gewonnen, um die die Feuerwehr schneller am Brandplatz ist. Ehrenhauptmann Ferdinand Steinmüller starb am 5. November 1960. Es wurde ihm ein würdiges Begräbnis bereitet und sehr viele Feuerwehrkameraden gaben ihm das letzte Geleit.
Im Mai 1961 wurde das Zeughaus umgebaut. Die Einfahrt wurde vergrößert und zwei neue Kipptore wurden montiert, so daß auch größere Fahrzeuge eingestellt werden können. Am 4. Oktober desselben Jahres konnte das inzwischen motorisch anfällig gewordene Dodge-Tanklöschfahrzeug durch einen Opel Blitz 36, Baujahr 1946, wieder von der Gemeinde Wien erworben, ersetzt werden. Es wurde mit einer neuen VW-Tragkraftspritze ausgerüstet. Der „neue" Tankwagen wurde am 20. Mai 1962 eingeweiht.
Im März 1963 wurden zwei schwere Atemschutzgeräte angekauft. Sie ermöglichen Bergung und Löscharbeit auch in stark verrauchten Räumen. Nach 1945 hatte unsere Feuerwehr immer nur alte Autos gekauft, die zu Einsatzfahrzeugen umgebaut wurden. Aber es zeigte sich, daß die Einsätze immer schwieriger und umfangreicher wurden und daß dafür perfekte Geräte notwendig sind, will man nicht Leben und Gesundheit der Helfer und der Gefährdeten aufs Spiel setzen. So wurde seit November 1964 der kostspielige Plan gehegt, einen neuen Tanklöschwagen mit einer Hochdruckpumpe zu kaufen. Am 7. November führte die Firma Rosenbauer einen Opel Blitz mit 1.000 Liter Löschwasser vor. Dieses Tanklöschfahrzeug wurde am 1. Juni 1966 bestellt und am 2. September von unserem Herrn Pfarrer Dr. Franz Jantsch eingeweiht. Die Patenstelle hatte Frau Rosa Schachinger übernommen.
Da die Wehr seither über drei Fahrzeuge, aber nur über zwei Garagenplätze verfügte, wurde das leichte Löschfahrzeug in der Hauptschule untergebracht und nur die beiden Tankfahrzeuge blieben im Zeughaus. Seit Mai 1965 wurde immer wieder der Wunsch und die Notwendigkeit eines neuen Zeughauses diskutiert und bei der Gemeinde vorgebracht. Wegen Geldmangels mußte aber dieses Vorhaben immer wieder zurückgestellt werden. Seit 8. November 1967 besitzt die Hinterbrühler Feuerwehr für das neue Löschfahrzeug auch ein Funkgerät. Damit dieses Gerät auch bedient werden kann, absolvierten einige Mitglieder den Funkerlehrgang in der Feuerwehrschule Tulln.
Kommandant Otto Kaudelka starb am 7. Jänner 1968. Er war bis zur letzten Stunde um das Wohl der Feuerwehr besorgt. Sein Geist und Idealismus sollen uns immer Vorbild sein. Bei der Generalversammlung vom 3. Feber 1968 wurde Anton Grobmüller sein Nachfolger. Stellvertreter bleibt, wie schon seit 30. Jänner 1965, Hans Jakubowitsch.
Zur besseren Alarmierung der Feuerwehrleute wurde am 3. September 1969 eine zweite Sirene auf dem Haus unseres Kommandant-Stellvertreters, Hauptstraße 26, montiert.
Mit dem Jahresbeginn 1970 ist die Freiwillige Feuerwehr auf Grund des Gesetzes (NÖPFG) kein Verein mehr, sondern eine „Körperschaft öffentlichen Rechtes". Die Vereinsauflösung wurde am 7. März 1970 beschlossen. 1972 rückt mit der Ermittlung des Raumbedarfes für ein neues Zeughaus ein lang gehegter Wunsch in die Nähe der Verwirklichung. Im September 1972 wurden einige Architekten eingeladen, Planskizzen dafür anzufertigen. Das neue Zeughaus soll vier Einstellplätze für Löschfahrzeuge, einen Sanitärblock, eine Werkstätte und einen Geräteraum umfassen und in der Parkstraße gebaut werden. Von den dem Gemeindevorstand am 12. April 1973 vorgelegten Plänen wurde der des Herrn Arch. Boltenstern ausgewählt und in Auftrag gegeben. Mit den Abbruch- und Erdarbeiten wurde im Dezember 1973 begonnen. Am 9. August 1973 wurde beschlossen, einen neuen VW-Bus bei der Firma Liewers zu kaufen. Dieser Wagen wird für kleine Einsätze verwendet. Er wird auch mit Funk ausgerüstet. Der VW-Bus kostet mit Anhängerkupplung 116.000 S und wurde aus Eigenmitteln der Wehr bezahlt. Damit sind aber die Rücklagen der Feuerwehr fast erschöpft.
Außer der ständigen Einsatzbereitschaft nehmen alljährlich mehrere Mitglieder an Lehrgängen in der NÖ. Feuerwehrschule Tulln teil. Die durchschnittliche Dauer solcher Schulungen beträgt eine Woche.
Seit der NÖ Landesfeuerwehrverband Leistungswettbewerbe veranstaltet, ist auch die Hinterbrühler Wehr dabei. Am 5. April 1952 wurde erstmals beschlossen, eine Gruppe von 9 Mann zu entsenden. Diese Gruppe trat am 22. Juni 1952 an und errang das Leistungsabzeichen in Bronze. 1953 reichten die Leistungen sogar für das Leistungsabzeichen in Silber. Auch in den folgenden Jahren, zuletzt im Oktober 1973 in Hörn, beteiligten sich die Hinterbrühler Gruppen mit Erfolg. Bisher beschäftigte sich der Bericht hauptsächlich mit organisatorischen Fragen der Freiwilligen Feuerwehr Hinterbrühl, und ihre menschenfreundliche, aufopfernde Tätigkeit wurde kaum noch erwähnt. Es ist fast unmöglich, die Einsätze der Wehr zu erfassen, denn sie gehen in die Tausende und haben eine große Vielfalt: Einsätze bei Bränden, Hochwasser, Autounfällen, Bergung von Fahrzeugen mit Insassen bei Schneesturm auf der Autobahn, Bergung von Kindern und Tieren, die sich im Steinbruch heillos verstiegen hatten, Suchaktionen nach Menschen in großen Waldgebieten, Eingreifen beim Ausfließen von Öl. Immer und überall, wo Menschen oder Tiere in Not geraten, wo technische Unfälle oder Gebrechen auftreten, ruft man die Feuerwehr. Die Männer der Wehr kommen dann auf schnellstem Weg, oft eigener Gesundheit und ihres Lebens nicht achtend, um der in Not Geratenen zu helfen. Dazu braucht aber die Feuerwehr die verschiedensten Spezialgeräte, die immer wieder erneuert, verbessert, nachgekauft werden müssen. Wir haben in vielen Beispielen davon berichtet. Auf Grund eines NO. Landesgesetzes vom 19. Juli 1969 für das örtliche Feuerwehrwesen, sind für die Katastralgemeinde Hinterbrühl als Mindestausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr 2 Tanklöschfahrzeuge (TLF) mit je 1000 l Löschwasserinhalt, 1 leichtes Löschfahrzeug (LLF) und 1 Kleinlöschfahrzeug (KLF) oder 1 Rüstanhänger erforderlich. Die Hinterbrühler Wehr besitzt derzeit 1 TLF 10001 und 1 VW-Bus als KLF neuerer Bauart. Das zweite TLF hat das Baujahr 1946, das LLF sogar 1943, sie sind daher für die heutigen Verkehrsverhältnisse nicht mehr geeignet. Diese beiden Fahrzeuge müssen in naher Zukunft ersetzt werden. Es war und ist immer das Bestreben der Freiwilligen Feuerwehr Hinterbrühl, zum Schutz und Nutzen aller Gemeindebürger gut ausgerüstet zu sein. Doch leider fehlt noch sehr viel an Ausrüstung und Geräten, die unbedingt notwendig wären. Zum 100. Geburtstag unserer Wehr geht daher die herzliche Bitte an alle unsere Mitbürger, Gönner und Freunde und nicht zuletzt an unsere Gemeinde, um ihre Zuneigung und ihre finanzielle Unterstützung zum Wohle der Mitmenschen. Jede Hilfe für die Feuerwehr ermöglicht ihr, in der Not helfen zu können.
(Verfasst anlässlich des 100 jährigen Gründungsfest)